The Journey Goes On

Gemeinsam unterwegs...

Autor: Frauke (Seite 6 von 6)

Das „Reise-Gefühl“ stellt sich ein…

Reisen mit über 40 🙂

Seit einer knappen Woche sind wir nun mit unserem größeren Gefährt unterwegs. Endlich stellt sich ein Reise-Gefühl ein und wir werden alle entspannter und finden allmählich unseren Rhythmus. Im Kauaeranga Valley in der Nähe von Thames verbringen wir herrliche Tage auf einem DOC Campingplatz. Das sind die Campingplätze des „Department of Conservation“ in Neuseeland, die staatlich betrieben, an landschaftlich wunderschönen Stellen und recht einfach in der Ausstattung sind. Bei den einfachen Plätzen bedeutet dies, dass in der Regel eine Toilette und fließend Wasser zur Verfügung stehen, jedoch keine weiteren sanitären Einrichtungen. Da wir hier direkt an einem etwas größeren Bach mit einer herrlichen Badestelle stehen, ist das jedoch kein Problem. Das Wetter zeigt sich von der besten Seite und wir genießen die Tage mit Nichtstun, Schwimmen  und verbringen viel Zeit miteinander. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mir das letzte Mal Zeit für „Pferdchen-Spiele“ mit meinen Töchtern genommen habe. Jetzt ist sie da – so viel Zeit für gemeinsame Erlebnisse.

Resumee der ersten Tage – wir sind keine 30 mehr….

Unsere Anreise war ja schon etwas holprig und auch nach über einer Woche hatten wir das ungute Gefühl nicht so richtig in unserer Reise anzukommen. Geplant hatten wir ja eigentlich alles gut: Start in der Nähe von Whangarei auf einem schönen Platz direkt hinter den Dünen, drei Tage baden und Sandburgen bauen und einfach nur entspannen. Doch in der Realität machte uns das Wetter – genauer gesagt ein nicht enden wollender starker Wind – einen kräftigen Strich durch die Rechnung. An komplette Strandtage war ja aufgrund der sehr starken UV-Strahlung sowieso nicht zu denken, aber auch nach 15 Uhr wurden wir regelrecht vom Strand davongeweht. Wir füllten die Tage mit Ausflügen zu Wasserfällen und einer Glühwürmchenhöhle auf, für die Kinder fühlte sich dies jedoch nicht nach richtigem Urlaub an.

Nach einer Woche wagten wir dann den ersten Versuch – trotz heftigem Wind – unsere Kinder zum ersten Mal zu unterrichten. 16 Kilogramm Schulmaterial haben wir ja schließlich mitgebracht: Schulbücher, Arbeitshefte, weitere Arbeitshefte, Mäppchen, Kopien, diverse Mathelernspiele für Nele – an der Ausrüstung mangelte es nicht. Allein die Umsetzung war dann doch etwas schwierig: ein Kind hatte Platz im Camper und somit einen super windfreien Arbeitsplatz hinter der geschlossenen Türe. Das andere Kind hatte definitiv das Nachsehen und musste ständig schauen, dass sich die Arbeitsblätter und Stifte nicht durch den Wind selbstständig machten. Zugegeben: so könnte ich mich auch nicht konzentrieren. Wir beide sahen hier ein riesiges Problem auf uns zukommen und hatten plötzlich einen ziemlichen Stress an der Backe. Beide Kinder wollen im September zurück in ihre alte Klasse, der tägliche Unterricht ist Teil unserer Familienauszeit und mit den Lehrerinnen und Lehrern unserer Kinder abgesprochen. Die Versetzung in die nächste Klasse wird zur Probe sein – schaffen wir es nicht unsere Töchter zu beschulen müssen sie die Klasse wiederholen. Das ist jedoch für beide keine Option.

Das Tetris-Spiel „Camper Einräumen“ klappte inzwischen immer besser, wurde aber auch von Tag zu Tag nerviger und ich konnte die Frage „Mama / Frauke, wo ist…???“ irgendwann nicht mehr hören. Dazu ging auch noch der Kühlschrank kaputt, so dass wir den Frust am Abend weder mit einem kalten Bier wegspülen noch irgendwie auf Vorrat einkaufen konnten. Die Schlafsituation hatten wir ja einigermaßen im Griff, da zwei Personen immer im Zelt schliefen. Dies bedeutete aber auch, dass wir nicht auf ganz einfachen Stellplätzen übernachten konnten, auf denen das Zelten nicht erlaubt ist. Genau darauf hatten wir uns allerdings sehr gefreut – mitten in der Natur zu sein. Eine weitere große Sorge kam hinzu: was passiert, wenn sich das Wetter ändert? Es wird in den nächsten Monaten auch regnen und die Temperaturen werden nicht immer so sein, dass wir die ganze Zeit im Freien verbringen können. Wir sind schließlich bis Ende März in Neuseeland unterwegs und da wird allmählich der Herbst Einzug halten.

Nach wenigen Tagen war uns klar: wir haben uns mit der Größe des Campers total verkalkuliert. Am meisten ärgerten wir uns über uns selbst, dass uns dieser Fehler so passieren konnte. Natürlich haben wir viele Urlaub mit Mietwagen und kleinem Zelt gewuppt – ABER ohne Kinder und vor über 12 Jahren. Haben wir nicht zu Hause einen Wohnwagen stehen, den wir extra mit fest eingebautem Sitzplatz für vier Personen gekauft haben, damit wir uns im Urlaub nicht so auf der Pelle sitzen? Und im Urlaub müssen wir unsere Kinder nicht unterrichten…

Jetzt galt es zügig eine Lösung zu finden. Unsere Mädels sind wirklich nicht anspruchsvoll, aber die Situation drohte doch immer mehr zu kippen. Wir rechneten, holten Angebote ein und hatten zweifaches Glück: unser aktueller Vermieter nimmt den Camper zurück und erstattet uns sogar noch einen Teil der natürlich bereits bezahlten Mietgebühren. Und: trotz Hochsaison können wir am 9. Januar in Auckland ein neues Wohnmobil im Empfang nehmen: ein rollendes Zuhause, mit vier festen Schlafplätzen und Sitzplatz für vier Personen… wir sind gespannt wie sich die Reise dann anfühlt.

Buschbrände in Australien

Am 5. Januar kamen wir nachmittags auf dem Holiday Park in Rawena an. Hier erhofften wir uns etwas Erholung von dem ständigen Wind an der Küste, der uns inzwischen alle sehr nervte. Gegen 17 Uhr verändert sich der Himmel ganz langsam und schleichend. Zuerst dachten wir ein Gewitter und Regen zieht auf, da es dunkler wurde und sich der Himmel auch farblich änderte. In der Annahme, dass es bald regnen würde, bauten wir schnell unser Zelt auf, um später einen trockenen Schlafplatz zu haben.

Der Himmel nahm eine immer bedrohlichere Farbe an, verfärbte sich von leicht rötlich zu einem immer beängstigenden dunkelorange, die Farben waren sehr furchteinflößend und ließen sich nicht mehr mit einem aufziehenden Gewitter erklären. Wir kamen mit anderen Campern ins Gespräch, die uns dann erklärten, dass es sich hier um die Rauchwolken der Buschbrände von der Ostküste von Australien handelte, die vom Wind nun über die Nordinsel von Neuseeland getrieben wurden.

Dichte Wälder und Kauri Bäume

 

In den letzten Tagen unternahmen wir einige schöne Wanderungen durch dichte,  ursprüngliche Wälder. Oft handelte es sich um begrenzte Waldgebiete, die sich zumeist in einem Flusstal befanden. Der Bewuchs war undurchsichtig und die gut angelegten Wanderwege führten uns durch die ursprüngliche Bewaldung, wie sie früher große Teile der Nordinsel eingenommen hatte. So viele unserer Topfpflanzen aus dem heimischen Wohnzimmer haben hier ihre sehr großen Geschwister!

Immer wieder wird deutlich wie sehr die Neuseeländer ihre Natur achten, schätzen und versuchen zu bewahren. Um das Absterben der Kauri Bäume zu verhindern, müssen zu Beginn und am Ende von jedem Treck die Wanderschuhe an speziellen Säuberungsstationen geputzt und mit Desinfektionsmittel behandelt werden.

Einige der ältesten Kauri-Bäume, die es überhaupt gibt, besichtigen wir auf unserm Weg von Rawena nach Dagersville. Das Alter der unter Naturschutz stehenden Bäume wird auf 1200 bis 2000 Jahre geschätzt. Um das Absterben der Bäume, die ein extrem empfindliches Wurzelwerk haben, zu verhindern, darf – neben der obligatorischen Schuhreinigung – der Wanderweg nicht verlassen werden.

Ankunft mit Hindernissen

Kira ist begeistert von unserem Hippi-Camper.

Nach einer ungeplanten langen Anreise kamen wir am 28.12. um 22:30 Uhr in Auckland an. Gebucht hatten wir die kürzestes Verbindung mit einem kurzen Zwischenstopp in Singapur und einer Ankunft Samstagmorgens am 28.12.2019. Leider erkrankte der Pilot, so dass wir einen ungeplanten Hotelaufenthalt in Singapur einlegen mussten und erst spätabends am 28.12.2019 in Auckland ankamen. Abgesehen davon, dass unser Schlafrhythmus damit völlig durcheinander war, mussten wir nun unsere Reisepläne ändern und einen erneuten Hotelaufenthalt einlegen, da wir den Camper erst am nächsten Morgen in Empfang nehmen konnten. Kira und Nele waren ziemlich genervt: „Schon wieder im Hotel übernachten? Wir wollen endlich auf den Campingplatz!“ Gibt es eine schönere Aussage für Eltern, die das Campen so sehr lieben?

Am Sonntagmorgen konnten wir dann endlich den Camper übernehmen. Inzwischen waren wir bereits 40 Stunden unterwegs und hatten in den beiden letzten Hotelnächten aufgrund der Zeitverschiebungen nicht wirklich gut geschlafen. Als wir den Camper live vor uns sahen, bekamen wir einen Schreck: „Hat da unser ganzes Gepäck Platz?“ Die Beschreibung „Suits a familiy with two children“ trifft wohl eher auf eine Familie mit zwei Kleinkindern zu…

Aber nicht umsonst bin ich in unserer Familie für das Packen zuständig. Nachdem wir fast alle Koffer und Rucksäcke aus- und umgepackt hatten, sah es dann doch ganz gut aus. Noch immer weit entfernt von dem Komfort, den uns unser Wohnwagen zuhause bietet, aber es ist ja genau das, was wir wollten: Mit weniger auskommen. Nicht alles perfekt haben. Wieder lernen zu improvisieren. Und jeden Tag Tetris spielen.

Nach einer ausgiebigen Shoppingtour im Supermarket kamen wir nachmittags endlich auf dem Campingplatz in Muriwai Beach an. Für unsere europäischen Verhältnisse war der Campingplatz ganz normal ausgelastet. Wenn so die Hochsaison in Neuseeland aussieht, vor der uns alle gewarnt haben, dann ist ja alles gut.

Die nächsten Tage Liesen wir ganz ruhig angehen. Viel Schlaf nachholen, den Strand genießen und auf unserer Reise ankommen. Drei Jahre haben wir geplant und uns vorgestellt, wie es wohl werden wird. Jetzt ist es Wirklichkeit: Wir haben über acht Monate gemeinsame freie Zeit vor uns, die wir nach unseren Wünschen und Bedürfnissen gestalten können und dürfen.

30 hours to go

Die letzten Wochen vergingen wie im Flug und wir waren selbst ein wenig überrascht, wieviel noch zu erledigen ist. Jetzt ist es geschafft: im Wohnzimmer stehen vier fertig gepackte Gepäckstücke und keines hat mehr als 23 kg!

Im Handgepäck fehlen noch IPad und Laptop – wir sind startklar, es kann losgehen.

Viele so liebe Karten und Wünsche haben wir in den letzten Tagen erhalten – wir sind sehr gerührt. Der Abschied von den eigenen Eltern und Schwiegereltern fällt besonders schwer, gerade auch für Kira und Nele, die sehr enge Bindungen zu ihren Großeltern haben. Besonders schwer fällt mir der Abschied von meiner 91-jährigen Oma. 

Die letzten Wochen

Winterliches Abschiedsgrillen an den Bärenseen…

In ganz großen Schritten …

… geht es auf den 26.12. zu. Seit Wochen hören wir den Satz „Sehen wir uns noch einmal?“ und wir können es selbst kaum glauben, dass wir in drei Wochen schon in Neuseeland sein werden.

Die Mädels machen die letzten Verabredungen aus, hier nochmals eine Übernachtungsparty und dort eine gemeinsame Verabredung zum Spielen…

Besonders gefreut haben wir uns über das winterliche Überraschungs-Abschiedsgrillen am 1. Advent an den Bärenseen mit vielen Freundinnen und Freunden.

Waren wir die letzten Monate eigentlich total entspannt in Bezug auf unsere Vorbereitungen und hatten – dank unzähliger Excel-Listen 😊 – alles gut im Griff, steigt die Anspannung bei uns allen nun doch täglich an.

Zum Glück hat Oli schon ab Mitte Dezember frei und dann die Zeit, um die vielen „Kleinigkeiten“ abzuarbeiten.

Vorbereitungen

Erstes Probepacken: unser komplettes Hotel – zwei Zelte, vier Schlafsäcke, vier Isomatten, verpackt in einer Rolltasche. Gesamtgewicht 20,8 kg. Das Gesamthöchstgewicht für Fluggepäck haben wir also nicht gerissen!

Immer schneller geht es auf den 26.12.19 – unseren Abflugtermin – zu. 

Wir buchen unsere letzten Flüge und Mietwägen, werden Profi in der Frage: „In welcher Reihenfolge, welche Impfungen…“ und fiebern unserem Abflugtermin nun immer mehr entgegen.

Digitale Schulbücher und die letzten Ausrüstungsgegenstände werden gekauft und immer öfters denken wir: „Eigentlich könnte es auch morgen losgehen…“

Die Vorfreude wächst immer mehr… unser Projekt wird von Tag zu Tag realer!

Juni 2019 am Gardasee: im klassischen Pfingsturlaub in Arco bekommen Kira und Nele ihre Überraschungsbox überreicht.
Der Inhalt: eine Weltkarte mit Reiseroute, Reiseführer, diverse Fotos von früheren Reisen und nette Kleinigkeiten

Die Reaktionen unserer Kinder sind sehr unterschiedlich. Kira findet die Vorstellung acht Monate nicht zur Schule zu gehen einfach nur genial. Nele hingegen ist von der Vorstellung zuerst nicht zu begeistern. Seit Monaten freut sie sich auf die Schule – da möchte sie nun hin gehen und nicht mit der Familie auf große Reise. Als wir ihr jedoch in Aussicht stellen ihren siebten Geburtstag im Januar 2020 am Strand zu feiern verschwinden die Bedenken allmählich.

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