Unsere Anreise war ja schon etwas holprig und auch nach über einer Woche hatten wir das ungute Gefühl nicht so richtig in unserer Reise anzukommen. Geplant hatten wir ja eigentlich alles gut: Start in der Nähe von Whangarei auf einem schönen Platz direkt hinter den Dünen, drei Tage baden und Sandburgen bauen und einfach nur entspannen. Doch in der Realität machte uns das Wetter – genauer gesagt ein nicht enden wollender starker Wind – einen kräftigen Strich durch die Rechnung. An komplette Strandtage war ja aufgrund der sehr starken UV-Strahlung sowieso nicht zu denken, aber auch nach 15 Uhr wurden wir regelrecht vom Strand davongeweht. Wir füllten die Tage mit Ausflügen zu Wasserfällen und einer Glühwürmchenhöhle auf, für die Kinder fühlte sich dies jedoch nicht nach richtigem Urlaub an.

Nach einer Woche wagten wir dann den ersten Versuch – trotz heftigem Wind – unsere Kinder zum ersten Mal zu unterrichten. 16 Kilogramm Schulmaterial haben wir ja schließlich mitgebracht: Schulbücher, Arbeitshefte, weitere Arbeitshefte, Mäppchen, Kopien, diverse Mathelernspiele für Nele – an der Ausrüstung mangelte es nicht. Allein die Umsetzung war dann doch etwas schwierig: ein Kind hatte Platz im Camper und somit einen super windfreien Arbeitsplatz hinter der geschlossenen Türe. Das andere Kind hatte definitiv das Nachsehen und musste ständig schauen, dass sich die Arbeitsblätter und Stifte nicht durch den Wind selbstständig machten. Zugegeben: so könnte ich mich auch nicht konzentrieren. Wir beide sahen hier ein riesiges Problem auf uns zukommen und hatten plötzlich einen ziemlichen Stress an der Backe. Beide Kinder wollen im September zurück in ihre alte Klasse, der tägliche Unterricht ist Teil unserer Familienauszeit und mit den Lehrerinnen und Lehrern unserer Kinder abgesprochen. Die Versetzung in die nächste Klasse wird zur Probe sein – schaffen wir es nicht unsere Töchter zu beschulen müssen sie die Klasse wiederholen. Das ist jedoch für beide keine Option.

Das Tetris-Spiel „Camper Einräumen“ klappte inzwischen immer besser, wurde aber auch von Tag zu Tag nerviger und ich konnte die Frage „Mama / Frauke, wo ist…???“ irgendwann nicht mehr hören. Dazu ging auch noch der Kühlschrank kaputt, so dass wir den Frust am Abend weder mit einem kalten Bier wegspülen noch irgendwie auf Vorrat einkaufen konnten. Die Schlafsituation hatten wir ja einigermaßen im Griff, da zwei Personen immer im Zelt schliefen. Dies bedeutete aber auch, dass wir nicht auf ganz einfachen Stellplätzen übernachten konnten, auf denen das Zelten nicht erlaubt ist. Genau darauf hatten wir uns allerdings sehr gefreut – mitten in der Natur zu sein. Eine weitere große Sorge kam hinzu: was passiert, wenn sich das Wetter ändert? Es wird in den nächsten Monaten auch regnen und die Temperaturen werden nicht immer so sein, dass wir die ganze Zeit im Freien verbringen können. Wir sind schließlich bis Ende März in Neuseeland unterwegs und da wird allmählich der Herbst Einzug halten.

Nach wenigen Tagen war uns klar: wir haben uns mit der Größe des Campers total verkalkuliert. Am meisten ärgerten wir uns über uns selbst, dass uns dieser Fehler so passieren konnte. Natürlich haben wir viele Urlaub mit Mietwagen und kleinem Zelt gewuppt – ABER ohne Kinder und vor über 12 Jahren. Haben wir nicht zu Hause einen Wohnwagen stehen, den wir extra mit fest eingebautem Sitzplatz für vier Personen gekauft haben, damit wir uns im Urlaub nicht so auf der Pelle sitzen? Und im Urlaub müssen wir unsere Kinder nicht unterrichten…

Jetzt galt es zügig eine Lösung zu finden. Unsere Mädels sind wirklich nicht anspruchsvoll, aber die Situation drohte doch immer mehr zu kippen. Wir rechneten, holten Angebote ein und hatten zweifaches Glück: unser aktueller Vermieter nimmt den Camper zurück und erstattet uns sogar noch einen Teil der natürlich bereits bezahlten Mietgebühren. Und: trotz Hochsaison können wir am 9. Januar in Auckland ein neues Wohnmobil im Empfang nehmen: ein rollendes Zuhause, mit vier festen Schlafplätzen und Sitzplatz für vier Personen… wir sind gespannt wie sich die Reise dann anfühlt.