Jetzt sind wir seit vier Wochen wieder in Stuttgart und unsere wunderschöne Familienzeit in Neuseeland kommt uns vor wie ein Traum in einer anderen Zeit. Gemeinsam als Familien versuchen wir nun herauszufinden, was unseren Reisealltag von unserem Familienalltag Zuhause unterscheidet. Was nehmen wir mit, was wollen wir uns bewahren und versuchen auch im Alltag zu leben? Immer wieder machen wir nun eine Familienkonferenz und besprechen die für uns wichtigsten Punkte.
Wir wollen in Zukunft weniger Ressourcen verschwenden. Natürlich war der CO2 Ausstoß für den Flug nach Neuseeland ziemlich groß – die Kompensation über Atmosfair haben wir zwar gemacht, aber wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, dann ist das doch eine moderne Form des Ablasshandels. Sehr gut gelang es uns jedoch, mit Lebensmittel sehr sparsam umzugehen. Aufgrund des begrenzenten Platzes im Wohnmobil führten wir alle vier bis fünf Tage einen konzentrierten Lebensmitteleinkauf durch mit einem genauen Plan. Wir warfen fast keine Lebensmittel weg, der Blick ging immer zuerst in den Kühlschrank mit der Frage „Was muss zuerst weg?“ Morgens ging es nicht ganz automatisch unter die Dusche und da wir unser Frischwasser immer wieder neu befüllen , bzw. das Abwasser entsorgen mussten, gingen wir automatisch sparsamer mit dem Frischwasser um. Beim Abflug aus Deutschland waren wir ja ziemlich stolz auf unser Gepäck und hätten nicht gedacht, dass wir mit so wenig auskommen. Drei Monate später wissen wir, dass wir noch immer zu viel Kleidung dabeihatten. Da auf fast jedem Campingplatz eine Waschmaschine war, wären wir locker mit vier T-Shirts / Hosen / Wechselwäsche ausgekommen. Froh waren wir, dass wir unsere warmen Jacken eingepackt hatten, die kamen in den letzten Wochen häufig zum Einsatz. Der Blick in den Kleiderschrank zu Hause war dann wirklich ernüchtern. Brauchen wir so viel Kleidung?
Wir waren – bis auf wenige Ausnahmen – fast 24 Stunden zusammen und hatten wenig Möglichkeiten uns aus dem Weg zu gehen. Diese intensive gemeinsame Zeit war etwas sehr Besonderes und schweißte uns als Familie zusammen. Nicht immer lief alles glatt und wir mussten uns mit Situationen und Gegebenheiten arrangieren und für uns alle eine Lösung finden. Natürlich haben wir diese Situation auch während unserem dreiwöchigen Sommerurlaub, allerdings unterrichten wir unsere Kinder dann nicht, was den Urlaubsalltag doch extrem entspannt. Rückblickend fanden beide Kinder es nicht „schlimm“ von uns unterrichtet zu werden. Mit dem Homeschooling in der Corona-Zeit schließen wir nun direkt an unseren Unterrichtsreisealltag an, mit dem Unterschied, dass es für Oli und mich nun deutlich stressfreier ist, da wir keinen Unterricht mehr vorbereiten müssen.
Wie geht es weiter? Wir sind flexibel und sitzen in den Startlöchern: eigentlich warten wir nur darauf unsere Familienzeit unter veränderten Bedingungen in Europa fortsetzen zu können. Schauen wir mal, welches Land als erstes seine Grenzen öffnet und uns und unseren Wohnwagen hereinlässt. Natürlich sind wir traurig und enttäuscht, dass wir mit unseren Kindern nicht nach Australien und Afrika reisen konnten. Aber fremde Länder und Kulturen zu entdecken war ja nur ein Aspekt unseres Familienzeit – gemeinsam viel Zeit zu verbringen war der andere und dieser ist für uns als Familie so viel wichtiger. In den letzten vier Wochen stellten wir fest, dass uns dies hier im Alltag in der gewohnten Umgebung leider nicht so gut gelingt. Daher lautet das Motto: raus aus den eigenen Wänden!
Was haben wir gelernt? Unser Ziel war es ja spontan zu bleiben, Dinge auf uns zukommen zu lassen und einfach weniger zu planen. Ist uns das gelungen? Ja und Nein. Durch den fast täglichen Unterricht war das Reisetempo sowieso langsamer, als bei unseren früheren Fernreisen. Auch die Kinder verlangsamten das Tempo ganz automatisch, so dass wir es genossen mehrere Tage an einem Ort zu verbringen. Bei der Planung war ich davon überzeugt, dass drei Monate Reisezeit für Neuseeland mehr als genug sind – nach einigen Wochen stellte ich jedoch fest, dass wir in diesem wunderbaren Land doch gut sechs Monate hätten bleiben können – es gibt so viel schöne Natur zu entdecken! Obwohl wir für unsere Reise sehr wenig Eckpunkte festgelegt hatten, würden wir das nächste Mal noch weniger Fixpunkte buchen, um noch spontaner reagieren zu können. Schön zu merken war, dass wir alle vier Erlebnisse, die mit Natur zu tun hatten, immer sehr genossen haben und diese Erlebnisse in der Erinnerung bei allen sehr präsent sind.
In den ganzen drei Monaten haben wir die Menschen in Neuseeland als extrem freundlich und aufgeschlossen erlebt. Selbst in den Wochen des Lock-Downs hatten die Menschen immer Zeit für ein Pläuschchen und waren an uns interessiert. Diese Freundlichkeit und Herzlichkeit ist besonders Kira immer wieder aufgefallen. Hoffentlich konnten wir davon viel mit nach Deutschland nehmen! Der bewusste Umgang mit der Natur wurde besonders daran deutlich, dass wir in den ganzen Monaten fast kein Müll auf oder neben den (Wander-)Wegen gefunden haben.
Nun sind wir gespannt, ob es uns gelingt die vielen positiven Erfahrungen in unseren Alltag zu integrieren. Es bleibt spannend.
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