Seit Wochen versuchten wir für unsere Zeit in Estland einen Workaway-Aufenthalt zu organisieren. Etliche Hosts schrieb ich an, leider erhielten wir aber nur Absagen. Entweder sie benötigten im August keine Unterstützung oder es war nicht möglich eine Familie zu beherbergen.
Am geplanten letzten Abend in Zanzibãra hatte Oli eine Eingebung: „Irgendwie habe ich das Gefühl, hier kann man auch Workaway machen. Lass uns das mal checken!“ Drei Klicks später hatten wir es schwarz auf weiß: ja, seit Jahren beherbergen Sebastian und Zane Workawayers. Am nächsten Morgen sprachen wir Sebastian – der wegen der Liebe aus der Schweiz nach Lettland ausgewandert war – an und hatten fünf Minuten später einen Plan für die nächste Woche. Die Mädels und ich würden auf dem Campingplatz aushelfen und Oli mit Sebastian einen Unterstand aus Holz für Kinderfreizeiten bauen. 

Unser Resümee nach der Woche ist gemischt. Oli hatte viel Spaß, da er genau sein Ding machen konnte und die ganze Woche am Schreinern war. Er verbrachte den ganzen Tag mit Sebastian im Wald und erhielt so viele Infos über Lettland, die alle in keinem Reiseführer standen. Für Kira, Nele und mich war es eine eher durchschnittliche Woche und das hatte verschiedene Gründe: das Wetter war in dieser Woche sehr bescheiden, so dass wir die Freizeitmöglichkeiten des Campingplatzes wenig ausnutzen konnten (Kanufahren, baden, am Strand abhängen…). Da wir sehr spontan bei Sebastian und Zane aufgekreuzt waren, hatten die beiden nicht die Möglichkeit sich auf unseren Einsatz vorzubereiten und es gab für uns einfach nicht so viel zu tun. Es ist eben sehr schwierig, die Bedürfnisse einer ganzen Familie unter einen Hut zu bringen. 
Trotzdem sind wir froh, dass wir die Woche mit Sebastian und Zane verbrachten. Der Besuch bei der Nachbarin, die die einzige Kaninchenzüchterin in Lettland ist, war für die Mädels ein Highlight. Wir wussten alle nicht, dass es so viele Unterschiede bei den Züchtungen gibt und noch nie hatten wir Babyhäschen gesehen, die erst zwei Tage alt waren.

Während der Woche erntete Sebastian seinen ersten Honig und wir durften beim Schleudern der Waben und dem anschließenden Abfüllen des Honigs dabei sein. Sebastian zeigte und erklärte uns ausführlich, wie er seine Bienen hält, wie der Bienenstock aufgebaut ist und was alles rund um die Biene beachtet werden muss. So konnte Kira ihr theoretisches Wissen aus dem BNT-Unterricht endlich fundiert anhand eines Praxisbeispiels festigen! Das Glas Honig, das uns Sebastian schenkte, versüßt uns nun jeden Morgen das Frühstück. 

Nach einer Woche stand der erste der vier geplanten Unterstände, so dass wir mit gutem Gewissen weiterfahren konnten. Als Nächstes steuern wir den Gauja Nationalpark an und freuen uns auf Wanderungen und Kanutouren.