Sigulda im Gauja Nationalpark hat zwar nicht ganz so viele adrenalinausschüttende Attraktionen zu bieten wie Queenstown in Neuseeland, kommt dem aber ziemlich nahe. Dazu kommt noch ein breites Kulturangebot, das wiederum hat Neuseeland mit seiner jungen Geschichte nicht zu bieten. 
Wir verbrachten eine wunderbare Woche im Nationalpark und fühlten uns auf dem Campingplatz Lakeside in Sigulda sehr wohl. Klein und fein, nette Campingnachbarn und ein See für das morgendliche Bad. Auch für die Regentage fanden wir interessante und spannende Programmpunkte. Besonders einprägsam war der Besuch der Pension in Litagne. Von außen sahen wir nur das trostlose Reha-Gebäude, aber sobald wir mit der Führung in die Tiefe des Kellers gestiegen waren und die Bunkertüre hinter uns gelassen hatten, fanden wir uns in einem strategisch wichtigen Schutzbunker der ehemaligen UdSSR wieder, der für den Fall einer nuklearen Bedrohung gebaut worden war. Der Bunker musste nie in Betrieb genommen werden und die gesamte Ausstattung ist im Original erhalten. Unser Führer verfügte über schauspielerisches Talent, so dass die 90 Minuten unter der Erde auch für die Kinder ein echtes Highlight waren.

Kreativ wurden wir beim Töpfern in der Burg von Sigulda. Obwohl der Töpfermeister nur wenige Worte auf deutsch und englisch konnte, verbrachten wir einen tollen Workshop mit ihm und freuen uns schon auf unsere Töpferware, die mit der Post wahrscheinlich vor uns in Deutschland sein wird. 
Das mittelalterliche Städtchen Cêsis wurde sehr aufwendig renoviert und wir kamen uns ein wenig wie in der kleinen Stadt von Astrid Lindgren vor. So richtig auf die Tube gedrückt haben wir auf der Bobbahn. Auf der ehemaligen Trainingsbahn der sowjetischen Bobmannschaft kann man im Sommer eine leichte Ahnung davon bekommen, mit welcher Geschwindigkeit die Bobmannschaften im Winter unterwegs sind. Uns haben die 80 km/h, mit der der Bob in den Sommermonaten die Bahn mit Touristen an Bord runtersaust, auf jeden Fall schon gelangt!

Im Hochseilgarten von Sigulda kam die ganze Familie auf sichere Kosten. Nach über vier Stunden hatte sich dann auch Kira ordentlich ausgepowert und freute sich auf ein erfrischendes Bad in der Gauja – praktischerweise war der Flussstrand direkt neben dem Klettergarten.
Ganz viel Natur genossen haben wir bei kleineren Wanderungen und unserer zweitägigen Paddeltour auf der Gauja. Ganz alleine zelteten wir auf einem Campingplatz am Flussufer und konnten so die Stille der Natur genießen.

So schnell vergeht die Zeit. Nun sind wir schon vier Wochen in Lettland. Es wird Zeit für das nächste Land und ein wenig den Blick auf den Kalender zu werfen – das Ende der Sommerferien wirft seine Schatten voraus und langsam sickert bei uns die Erkenntnis durch, dass unsere Familienzeit in wenigen Wochen zu Ende sein wird.
In Vilnius lernten wir Christoph kennen und er brachte uns auf die Idee von Estland über Russland nach Helsinki zu fahren. Dort hätten wir dann in die Fähre nach Deutschland steigen können. Dieser Weg bleibt uns leider aufgrund der russischen Coronabeschränkungen verwehrt, noch dürfen Touristen nicht einreisen. Da wir auf keinen Fall die gesamte Strecke über Polen wieder nach Hause fahren wollen, werden wir wohl in Tallinn oder Klaipeda (Litauen) in die Fähre steigen, die uns dann zurück nach Deutschland bringen wird.