The Journey Goes On

Gemeinsam unterwegs...

Lock-Down Stufe 4 – unsere Erfahrungen

Am 26. März 2020 wurde in Neuseeland die Stufe 4 – die höchste Stufe – des Krisenplanes ausgerufen. Die gesamte Bevölkerung wurde 72 Stunde in Vorfeld informiert, so dass genügend Zeit blieb Vorbereitungen zu treffen.

Für uns bedeutete dies alle Pläne über Bord zu werfen, uns ins Auto zu setzen und so schnell wie möglich Richtung Christchurch zu fahren. Hier befindet sich der internationale Flughafen der Südinsel, von dort sollen Rückflüge nach Deutschland organisiert werden. Dort fanden wir nach einigen Telefonaten auch einen Campingplatz am Meer in Waikuku Beach und in der Nähe des Flughafens. Es war ein echter Glückstreffer: die Besitzerin ist sehr verständnisvoll und versuchen die Stimmung so gut es geht hochzuhalten.


Gleich am zweiten Tag wurden wir zu einem täglichen Eis eingeladen. Das funktioniert dann so: wir rufen an der Rezeption an, teilen unseren Eiswunsch mit und laufen Richtung Rezeption. Mit genügend Abstand warten wir vor dem Gebäude. Die Besitzerin Debby kommt dann raus und legt unsere Bestellung auf einem kleinen Tisch ab. Über mehrere Meter Distanz bedanken wir uns, sie geht wieder ins Haus und wir dürfen unser Eis abholen.

Gestern durfte ich dann die ersten Erfahrungen mit dem Lebensmitteleinkauf machen. Zum Supermarkt sind es ungefähr 20 Minuten mit dem Auto. Schon auf der Straße fiel uns auf, wie wenig Verkehr war – und das lag nicht nur am Regen. Alle Geschäfte, bis auf Apotheken und Supermärkte, sind geschlossen.

Vor dem Supermarkt fanden wir schnell einen Parkplatz und sahen auch schon die Schlange vor dem Laden. Von der „Campingplatz-Community“ wussten wir bereits, dass nur eine bestimmte Anzahl von Leuten im Laden gestattet sind. Alle anderen stellen sich vor dem Laden mit jeweils zwei Metern Abstand an. Das machte ich dann auch und nach zehn Minuten war ich auch schon drin. Der Rest der Familie musste im Camper warten, da es nicht mehr gestattet ist, gemeinsam einkaufen zu gehen. Vor dem Eingang stand ein Security-Mann, der sich freundlich nach meinem Befinden erkundigte und am direkten Eingang stand eine Dame, die mich darauf aufmerksam machte, dass ich vor dem Betreten des Landes erstmal meine Hände zu desinfizieren habe.

Der Einkauf lief ab wie immer, mit dem Unterschied, dass alle alleine unterwegs waren und sehr darauf bedacht waren den Abstand von zwei Metern einzuhalten. Überall hingen Schilder, die darauf hinwiesen, dass ich nur zwei Packungen von demselben Lebensmittel kaufen darf. An der Kasse wurde mittels Bodenmarkieren deutlich gemacht an welcher Stelle ich zu warten habe und die Kassiererin entschuldigte sich dafür, dass sie mir meine Einkäufe leider in der aktuellen Situation nicht einpacken darf. Dafür wollte sie auch keine Unterschrift mehr nachdem ich mit der Kreditkarte bezahlt hatte – die war bis vor wenigen Tagen noch immer notwendig gewesen.

Jetzt sind wir wieder auf unserem Campingplatz, checken mehrfach am Tag die Seite der deutschen Botschaft in Wellington und diverse Facebook-Gruppen und können nur eins machen: WARTEN. Auf der einen Seite wissen wir, dass wir hier in Neuseeland super-sicher sind, auf der anderen Seite ist es ein sehr unangenehmes Gefühl nicht zu wissen, wann es zurück nach Deutschland geht. Die Mädels sind zum Glück noch guter Stimmung und wir halten an unserer bewährten Routine fest: vormittags Unterricht, nachmittags Aktivität.
Obwohl die Situation natürlich alles andere als schön ist, wissen wir doch wie gut es uns im Vergleich zu anderen gestrandeten Reisenden geht.
– Irgendwann wird ein Flieger gehen und uns nach Hause bringen (um Gerüchte gleich mal vorzubeugen: diese Rückholflüge sind nicht kostenfrei, sondern vor dem Einsteigen ins Flugzeug müssen wir pro Person ein zweiseitiges ausgefülltes Formular abgeben, damit uns später die Rechnung zugesandt werden kann).
– Wir können uns frei bewegen und uns mit den anderen Familien austauschen.
– Niemand feindet uns an, Neuseeländer mit denen wir ins Gespräch kommen, entschuldigen sich sogar oft für die Situation: „You travelled from so far…“

Plötzlich ist da dann auch Zeit, Fotos zu ordnen und auf den Blog zu stellen, einen neuen Bericht zu schreiben und sich so an die wundervollen drei Monate zu erinnern, die wir hier verbracht haben.

2 Kommentare

  1. Hallo Ihr vier. Es ist schade, dass Eure ganze Planung für dieses tolle Erlebnis dahin ist. Aber Hauptsache Eich allen geht es gut und ihr seid gesund!

    Herzliche Grüße
    Christine (aus Oli‘s Band)

    • TravelFamily_2020

      2. April 2020 at 2:07

      Hallo Christine,
      schön von dir zu hören. Letztes Jahr hatte ich ja noch im Spaß gesagt, dass ich dann per Skype bei euch mitspielen würde. Wahrscheinlich ist es jetzt tatsächlich so, dass ihr nur noch per Skype proben könnt, aber wahrscheinlich eher gar nicht mehr.
      Vor zwei Wochen war ich noch in einem Musikladen und wollte mir eine Reise-E-Gitarre kaufen. Wir hatten einiges an Dingen nach Hause geschickt, was wir nicht brauchten und plötzlich war Platz im Gepäck. Leider hatten die dann keine im Laden. Jetzt hätte ich viel Zeit zum üben.
      Ich hoffe, dass es dir auch gut geht und du gesund bleibst.
      Wir warten täglich auf Neuigkeiten von der Botschaft.

      Liebe Grüße,
      Oli

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